Sonntag, 6. Juni 2010

Wo sind die Wale?

Vergangenes Wocheende, das durch einen Feiertag eingeleitet wurde, war vollgepackt mit Aktivitäten. Ausgangspunkt war die Einladung von P*t*r und Ann*, zu einem Aussie Football Match in Brisbane zu gehen. Und da passte es gut, dass am Freitag - aus einer lang vergangenen Zeit herrührend, als Farming noch DIE Tätigkeit zum Broterwerb war - "Caloundra Showday" war, was in der Region gleichzeitig Feiertag ist. Also schnell die Sachen packen und los mit unserem Toyota Richtung North Stradbroke Island (oder, wie die Australier sagen, "Straddie"), einer vor Brisane gelegenen Insel.

Dort herrscht ein reger Fährbetrieb, denn viele Einwohner von Brisbane nutzen die Insel für einen oder mehrere Tage Erholung. Ausländische Touristen gibt es natürlich auch, aber die Insel ist nicht gerade überflutet mit Touris. Es sind vielmehr auch Studenten aus Brisbane oder der Gold Coast, die hier zum Zelten und Angeln herkommen.

Wir haben das Auto auf dem Festland stehen gelassen und nach der Ankunft auf Straddie den Bus genommen, um zum entferntesten Ort, Point Lookout zu gelangen. Dort hatten wir uns ein Zimmer in einem - Reminiszenz an lange vergangene Tage - Youth Hostel genommen. Man merkte schon deutlich, dass die Saison vorbei war, denn richtig viel war dort nicht los. Das Wetter ließ uns zwar nicht vollständig im Stich, aber es war für unsere bisherigen Verhältnisse recht ungemütlich: Kühl, sehr windig, und immer wieder Nieselregen.

Trotzdem haben wir entlang der Küste einen tollen Spaziergang gemacht. Vorbei ging es unter anderem an "Deadman's Beach" - ein Strand, der nach einem Toten benannt wurde, der rund 50 Jahre nach dem Untergang eines Frachtschiffes samt einem kleinen Boot im Sand entdeckt wurde; angeblich handelte es sich um den Smutje des gesunkenen Frachtschiffes. Und wenn die Strände - weite und breite Sandstrände mit herrlichen weichem Sand bis hin zu zerklüfteten Felslandschaften - schon bei diesem Schmuddelwetter so schön sind - wie toll sind sie dann erst bei Sonnenschein?

Auf dem Rückweg in unsere Jugendherberge wollten auf halbem Weg nach einem Restaurant suchen, um unseren Hunger zu stillen (das Mittagessen hatten wir ausfallen lassen), mussten dann aber feststellen, dass sich die Insel nicht gerade durch eine große Anzahl an Einkehrmöglichkeiten auszeichnet und aufgrund der Nebensaison viele Läden geschlossen waren. (Nun, die Insel ist halt auch nicht unbedingt riesig - bei 2.200 Permanents braucht man keine Infrastruktur wie eine Großstadt. Auf dem Bild seht Ihr die Krankenstation von Point Lookout.)

Immerhin - auf eines ist hier immer Verlass: Die vielen Surf-, Cricket- oder Bowling-Clubs haben zumeist auch ein Restaurant, das zum einen sieben Tage offen hat und zum anderen richtig leckeres Essen zu erschwinglichen Preisen anbietet. Abends dann noch eine Runde Kniffel und ein bisschen Tischtennis im Youth Hostel und dann ab ins Bett. Denn am nächsten Morgen wollten wir - eigentlich - früh aufstehen, um, und das ist die eigentliche Attraktion, Wale, Schweinswale und/oder Delfine zu sichten. Dummerweise fing es abends nicht nur an zu regnen, sondern es schüttete aus Eimern - und dieser Regen wurde stündlich heftiger. Also schnell den Wecker ausgestellt und ein wenig länger geschlafen...

Immerhin ließ der Regen dann gegen 8 Uhr ein wenig nach, und so machten wir uns zunächst auf, um ein opulentes Frühstück zu uns zu nehmen, unter anderem laut Karte "the full monty" - yes!!! Anschließend ging es zur Spitze der Insel, wo dann tatsächlich, gerade als wir dort ankamen, für eine Stunde die Sonne herausschaute. Diese Spitze ist durch eine Steilküste geprägt, und an einer Stelle hat sich das Meer rund 100 Meter ins Land hineingefressen - "the large gorge". Die an diesem Tag recht großen Wellen krachten gegen die Felswände und fluteten die Gorge, in der, nach Angaben eines Youth Hostel Mitarbeiters, bei gutem Wetter und ruhiger See durchaus einige Schildkröten schwimmen.

Um die Gorge kann man auf einem Bolenweg herumlaufen, und als wir an die gegenüberliegende äußerste Stelle kamen, schienen unsere Bitte erhört worden zu sein und wir sahen zunächst zwei, später mehr Delfine durchs Wasser schwimmen. Ab und zu tauchten sie auf, anmutig und ruhig, um dann wieder abzutauchen. Richtig einfach war es nicht, sie zu verfolgen, aber - bis auf J*tt*, die die Delfine am Anfang nicht gesehen hatte und immer verzweifelter wurde - irgendwann hatten wir sie wieder. Direkt unter mir sprang einmal sogar ein Delfin richtig hoch aus dem Meer - ein tolles Schauspiel! (Fotos gibt es davon nicht, denn zum einen reichte dazu der Zoom der Kamera nicht, und zum anderen muss man dieses Schauspiel einfach voll und ganz, und das heißt auch ohne Kamera, genießen.) Wale haben wir dann leider nicht mehr gesehen, aber auch so war es ein wunderschönes Erlebnis.

Mittags ging es dann mit dem örtlichen Bus wieder zurück zur Fähre, zurück auf Festland und dann Richtung Brisbane. Mehr darüber im nächsten Posting.

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