Sonntag, 27. Juni 2010

Gänsehaut oder "The whale adventure of a lifetime"

Es gibt Momente, in denen man sich wünscht, ein begnadeter Schriftsteller zu sein, um das Gesehene und Gefühlte in Worte zu fassen. Eine Stimmung zu vermitteln gehört aber wohl zu den schwierigeren Aufgaben. Trotzdem möchte ich mich darin versuchen ;-) Außerdem haben wir wohl auch gerade das Bedürfnis, die heutigen Eindrücke mit jemandem, also mit Euch ;-), zu teilen.

Gestern Abend haben wir kurzfristig entschlossen eine Whale Watching Tour zu buchen. Und wer könnte als Veranstalter besser dafür geeignet sein, als das Team vom Australia Zoo. Eigentlich hatten wir vermutet, dass die Touren weiter im Norden starten, aber wir wurden eines besseren belehrt.
So gingen wir heute Morgen nur 20 Autominuten von unserer "Residenz" entfernt an Bord der "Whale One". Überrascht waren wir, dass es gar nicht so ein großes Getümmel gab, sondern heute nur ungefähr 50 gespannte Gäste das Abenteuer erleben wollten.

Auf Anraten eines Crewmitgliedes haben wir gleich vorne am Bug Platz genommen. Und dann ging sie los, die Achterbahnfahrt. Das war schon eine Gaudi! Als wir das Hafenbecken verließen, ging es gleich ziemlich auf und nieder und V**o und J*t** hatten sichtlich Spaß mit den hohen Wellen. Wir hatten uns gegen die Tabletten entschieden, die uns freundlicherweise vor Beginn der Fahrt gegen die Seekrankheit angeboten wurden, und das zurecht :-).

Nach ungefähr einer Stunde waren wir bereits weit draußen auf dem Meer und bekamen über Funk Mitteilung von einem Flugzeug, wo sich Wale aufhielten. Der Kapitän verlangsamte die Fahrt und bei herrlichem Sonnenschein und glitzernden Wellen breitete sich auf dem Schiff eine fast andächtige Stille aus, als wir nun gebeten wurden, nach den Giganten Ausschau zu halten.

Und dann sahen wir in der Ferne den ersten Wal gemächlich auftauchen und wieder in den Tiefen verschwinden. Viel mehr als ein mächtiger Walrücken war erst einmal nicht zu sehen. Das Spiel wiederholte sich, manchmal war der Riese wieder minutenlang verschwunden und tauchte dann in ganz anderer Richtung plötzlich wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon voll der Bewunderung und angerührt, freilebende Wale gesehen zu haben. Insgeheim hatten wir uns natürlich gewünscht, die Humpbacks aus größerer Nähe zu sehen.... .

Dann informierte uns plötzlich der Stewart, dass ein weiterer Pod in 3 Seemeilen Entfernung gesichtet wurde. Die demokratische Abstimmung unter den Bootsgästen durch Handheben ergab, dass wir uns auf die Weiterreise begaben. Und dann erlebten wir das, was wir uns genau so vorgestellt hatten.

Relativ bald entdeckten wir die vier Wale, die gemächlich durch das Wasser zogen. Und nachdem sie das Boot erst nahe an sich herankommen ließen, vollführten sie all diese anmutigen Bewegungen, die Gänsehaut verursachen. Wie unglaublich das anzusehen ist, wenn sie sich auf den Rücken drehen, ihre mächtigen Flossen in die Lüfte erheben und wir glauben wollen, sie winken uns majestätisch zu. Im nächsten Moment spritzt das Wasser gegen den blauen Himmel in die Höhe, wenn sie die Atemluft ausstoßen.

Dann lassen sie uns wieder allein. Wir haben den Blick auf das Wasser gerichtet, ahnungslos, welche Richtung die prachtvollen Tiere unter Wasser nehmen. Aus dem Nichts steigt dann ein Humpback direkt vor dem Bug des Schiffes empor, so schnell und unerwartet, dass man die Kamera kaum zücken kann. Aber wenigstens ist wieder ein Blick aus nächster Nähe gelungen, bevor das Meer ihn zurückholt.

Samstag, 26. Juni 2010

Die Kleinigkeiten am Rande (III)

Eine Kleinigkeit, die lange unter meinem Tisch auf ihren Einsatz gewartet hatte, wurde die letzten zwei Wochen doch einigermaßen regelmäßig eingesetzt. Dabei hatte ich erst gedacht, es würde sich um einen Ventilator handeln. Doch nein, viel besser - es ist ein Elektroheizgerät. Ihr werdet es kaum glauben, aber tatsächlich gibt es in Australien Tage, an denen man diese Dinger schätzen lernt. Vielleicht liegt es aber auch an der sensationellen Architektur, vor allem der Dämmung, dass die Büros im 2. Geschoss unseres Uni-Gebäudes im Sommer die Hitze speichern, so dass man selbst mit Deckenventilator (Klimaanlage gibt es nur für den Dekan und die Administration) durchgängig schwitzt, dafür im Winter selbst bei draußen angenehmen Temperaturen in den Räumen zu schnattern beginnt. Wie auch immer - diese Kleinigkeit am Rande ist eine Erlösung! :-)

Man outet sich hier übrigens nicht nur über seinen Akzent sehr schnell. Nein, die Aussies schauen einen schon verwundert an, wenn man bei 15 oder 18 Grad noch im T-Shirt herumrennt - und nicht im Wollpulli mit dicker Jacke und Wintermütze. Das müssen also Europäer sein, und zwar "non-permanents", also Leute, die sich noch nicht akklimatisiert haben. Aussies bewundern diese Temperaturresistenz. Nun ja...

Donnerstag, 24. Juni 2010

Legal reasons

Leute - habt Ihr ordentlich gefeiert??? Wir hoffen's doch.

Also, die Anstoßzeiten sind nicht wirklich koalafreundlich. 4.30 Uhr am Morgen - da sollte man sich eigentlich nochmal auf die andere Seite drehen und weiterschlummern. Stattdessen in aller Hektik einen Livestream suchen. Vielen Dank, W*lfgang, für Deinen Tipp. Dummerweise sprachen rechtliche Gründe dagegen, diesen Livestream in Australien zu empfangen (ja, ehrlich, er ist einfach nicht angezeigt worden). Und ich hätte doch zu gerne einen Ösi-Kommentar gehört. :-) Nun, dann mussten wir mit einem, ich glaube, US-Sender vorlieb nehmen. Auf jeden Fall war einer der Experten im Studio ein ehemaliger Nationaltrainer, der mit schwäbischem Einschlag seine Weisheiten verkündete.

Das war's auch schon für heute. Langsam geht mir die Puste aus... *schnarch*

Ach so, ein Tag vor den Schulferien (den Winterferien) gab es Zeugnisse für die Kinder - und das ist ja schon etwas aufregendes. Schön ist, dass es für jedes einzelne Fach auch einen mehr oder weniger langen Kommentar zur Leistung gibt, so dass nicht nur zwei Noten (eine für das Leistungsniveau, eine zweite für den Einsatz in einem Fach) vergeben werden, sondern auch eine Begründung oder genauere Erklärung. Heute gab's dazu auch eine Schuldisco - mit Motto ("schwarz-weiße Kleidung"); war der Hit für die Kids. Nur Hannah Montana (wird die überhaupt so geschrieben) gab's wohl nicht.

Montag, 21. Juni 2010

Schland, oh Schland

Uiuiuih, die Wochen eilen dahin, und wir kommen gar nicht nach mit unserem Blog... Also, jetzt aber, Luft holen und ein wenig aus der Vergangenheit berichten. Erst einmal aus der jüngeren, denn die Ereignisse der Fußball-WM lassen auch uns auf dem fernen Kontinent nicht los. Dummerweise haben die FIFA-Verantwortlichen weniger an die Aussies gedacht - und wahrscheinlicher ist, dass die Anzahl potenzieller Werbekunden bei uns weniger groß ist als in Europa und dem Rest der Welt. Auf jeden Fall liegen die meisten Spiele der WM für uns äußerst ungünstig. Denn wer findet es schon prickelnd, um 4.15 Uhr aufzustehen, um kurze Zeit später ein Fußballspiel im Fernseher zu gucken. Um die Zeit schmeckt das Bier ja auch gar nicht so richtig. Und die Nachbarn gucken alle so seltsam, dass wir in der Halbzeitpause Schwenksteaks grillen. :-)

Nun, immerhin war das erste Spiel für uns (Deutsche) ein voller Erfolg und für uns (Halb-Aussies) eine herbe Niederlage. Andererseits interessiert das - bis auf die Zeitungen (siehe unten) - dann doch niemanden so richtig. Als ich nach dem 4:0 um halb 7 zu Jonathan schlurfte, um eine Runde Flat White zu holen und ich versuchte, meinen deutschen Akzent zu unterdrücken, um keine Repressalien erleiden zu müssen, war dort aber auch niemandem klar, was los war. "Who played?", "against what team?", "Australia?", "Football? Uh, soccer, no..." Ok, Soccer ist hier einfach kaum gefragt - im Gegensatz zu Rugby, Aussies Rules Football, Cricket oder Pferderennen.

Immerhin - eine Gruppe interessiert sich dann doch für Fußball, und das sind die Printmedien. Nach dem 0:4 (dann aber aufgrund des Redaktionsschluss' noch mit einem Tag Verspätung) haben Sie alle auf den holländischen Trainer eingedroschen. Wow - das ging rund. Aber: Noch zwei Tage später, und das ist das phänomenale, standen Sie alle wieder wie ein Mann hinter dem Team. Das ist echter Sportsgeist!

Das zweite Spiel unserer Mannschaft haben wir dann in voller Fan-Montur erleben, nein, erleiden dürfen. Dank Family Wue aus Koe brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, dass wir hier möglicherweise nur mit Aussie-Flaggen wedeln können. Einen Riesen-Dank an Euch für das tolle Überraschungspaket! Wie Ihr seht, haben wir es gleich eingeweiht und der angedachten Nutzung zugeführt. Allerdings - trotz der sensationellen Vorbereitung haben wir's ja dann doch nicht geschafft... Aber wir werden uns beim abschließenden Spiel gegen Ghana anstrengen. Auch wenn wir noch nicht wissen, wie wir das Spiel sehen können, denn der einzige Sender hier, der das Spiel frei zugänglich überträgt, zeigt natürlich Australien - Serbien. Mmmmmh, hoffentlich bekommen wir das Spiel dann irgendwie über einen Live-Stream.

So, das war Teil 1 unserer Aufholjagd. Wir vermissen natürlich schon Schland, oh, Schland - gerade jetzt zur WM. Also, feiert kräftig für uns mit!

*argh* Der Autofokus meiner Kamera funktioniert nur noch nach einem Zufallsprinzip... Und das vor unserem Trip durch den Norden. Autsch.

Samstag, 12. Juni 2010

Wie stark sind die Socceroos?

Nun, da der Schock über die Fertigkeiten (oder besser: die ein wenig seltsam ausgeprägten Fertigkeiten) der hiesigen Friseure einigermaßen überwunden ist - auch dank des mitgeführten Langhaarschneiders -, können wir uns wieder den wirklich wichtigen Themen widmen. Und was gibt es wichtigeres als... FUßBALL??? :-)

Langsam, aber sicher stellen wir uns auf DAS Match dieser WM ein. Wie schön ist es, hier in Australien zu sein, wenn die Aussies gegen die Deutschen spielen. Auch wenn Fußball hier definitiv nicht den Stellenwert hat wie z.B. Rugby, Aussie Rules Football oder Cricket. Aber - die Bedeutung des "soccer" nimmt doch mit der Zeit zu. Auch wenn die Zeitungen im Grunde erst heute mehr als eine halbe Seite dem Fußball widmen. Bis einschließlich gestern musste man mit einer Lupe nach den Artikeln suchen, meistens fand man dann doch nur einen, der sich mit der Situation des australischen Teams (insbesondere der beiden lange Zeit verletzten Starspieler) beschäftigte. Seit heute aber hat sich das doch ein wenig geändert.

Und - nun wird das erste und besonders wichtige Spiel gegen die Deutschen thematisiert. Ein Kommentator forderte heute beinahe erbost die Abkehr von der Unterwürfigkeit. Er meinte, allein die Aussage der australischen Spieler, die Deutschen seien "superior", gliche einer vorzeitigen Aufgabe. Und damit verkündete er sein Motto für die Aussies: "We shouldn't be conceding an inch to Germany." Nun, wir werden sehen. Dummerweise finden hier die Spiele zu einer Zeit statt, zu der man normalerweise schläft. Aber es geht wohl kein Weg daran vorbei, am Montag morgen gegen kurz nach vier aufzustehen, um dann ab halb 5 das Spiel zusehen. (Wie schön, dass dann ab 6 Uhr Jonathan aufmacht, so dass wir das Spiel mit einem guten Flat White feiern können.) Und wie gut, dass am Montag Feiertag ist, und zwar "Queen's Birthday", was noch an alte Zeiten erinnert - sogar an sehr alte, denn der Feiertag wurde in Australien eingeführt, als das Land gerade von den Aussies entdeckt und besiedelt wurde - sprich: 1788.

Freitag, 11. Juni 2010

Der Friseurbesuch oder "Der Stylingtip der Woche"

... jetzt kann der H*thi von Glück reden, dass man das bei seiner Haarpracht noch etwas retten konnte. Dabei war es doch schon vielversprechend, dass er erst einen Termin beim Friseur ausmachen musste und nicht gleich so reinspazieren und Platz nehmen konnte. Nein, da war was los und andere Kunden haben sich dort auch verschönern lassen. Ein bisschen habe ich schon gestaunt, als er nach nur fünf Minuten wieder zur Tür hereinspaziert kam. Dem Fußweg würde ich etwa drei Minuten zurechnen. Die Hügel und Kurven, die Ihr da sehen könnt, sind nicht etwa der schlechten Bildqualität zuzuschreiben. Ich musste schon schwer kichern!! :-)))

Heute Abend hat es dann gereicht. Dann kam der "Braun" zum Einsatz und schon ist der Ball wieder rund! Wir wünschen Euch in diesem Sinne allen ein fröhliches Fußballfest :-).

Donnerstag, 10. Juni 2010

Wenn der mal nicht ordentlich zwicken konnte

Tja, einen derart großen Krebs haben wir hier nur im Hafenbecken von Tin Can Bay gesehen, aber das ist schon eine Weile her. Wahrscheinlich laufen die zu Hunderten auf dem Meeresgrund herum - gut, dass man das nicht weiß, wenn man einfach nur ein wenig planschen möchte... :-)

Buddina am Samstag

In Mooloolaba, nicht weit von uns entfernt, stehen die Villen, die man gerne auch einmal in Florida bewundern kann und die für 7-stellige Summen plus ein paar weitere Münzen zu haben sind. Auf der anderen Seite des Mooloola-Rivers liegt Buddina, ein Ortsteil von Kawana Waters, der auch recht schöne Seiten zu bieten hat.

Dort waren wir am Samstag mit noch einem P*t*r, der sich aber auch mal deutsch aussprechen lässt, S*zi* und einer weiteren Bekannten zum Frühstück verabredet. An dem Tag spürte man die Ruhe vor dem Sturm. Dem Sturm, der durch Jessica Watson und Ihre Pink Lady verursacht wurde, die - nach Ihrer Weltumseglung (Details auch auf Ihrer Website) - nun in Mooloolaba einlaufen sollte. Erwartete Zuschauer: rund 50.000. Von daher taten wir gut daran, einen Tag vorher dort zu frühstücken und anschließend ein wenig zu bummeln und bis zur Landspitze zu gehen.

Wie Ihr sehen konntet, war das Wetter wunderbar - ein herrlicher Wintertag. :-)

Heute jedoch herrschen wirklich winterliche Verhältnisse. Das Thermometer kletterte nicht über die 15 Grad-Marke, der Wind war kühl, und ich war froh, dass ich in meinem Uni-Büro unter meinem Tisch einen elektrischen Heizlüfter gefunden habe, den ich auch gleich auf höchste Temperatur stellte - was mir dann wiederum beinahe Brandblasen an den Füßen eingebracht hat. Immerhin wurde es dadurch einigermaßen erträglich. (Heizungen gibt's hier übrigens nicht - warum auch???)

Dienstag, 8. Juni 2010

Aussie Rules Football

Die Fortsetzung zu unserem Stradbroke-Posting steht noch aus - hier ist sie. Samstag Mittag haben wir uns dann auf den Weg nach Brisbane gemacht, was ohne Navi, dafür mit einem Routenplan von Google Maps und einem mittelalterlichen Atlas doch immer eine besondere Herausforderung ist. Aber - auch in Zeiten von digitalen Hochleistungssystemen lassen sich manche Ziele auch auf altertümliche Weise erreichen. :-)

Die Kids waren von den vielen Fußmärschen auf der Insel doch ziemlich erschöpft, und so mussten wir unsere Pläne für den Abend ein wenig ändern. Im Endeffekt bin dann also nur ich mit P*t*r und Ann* zu einem echten "Aussie Football Match" in die City gefahren. Das war schon ein klasse Erlebnis.


Das Spiel ist unheimlich schnell, und ich schätze, dass die Spieler auch deutlich mehr laufen müssen als beim Fußball - allein das Feld ist, wenn ich P*t*r richtig verstanden habe, mehr als 3 x so groß wie ein Soccer-Feld. (Ich muss immer aufpassen: Wenn man hier von Football spricht, denken alle immer an Aussie Rules Football. Man muss als schon von Soccer sprechen.) Und weil es so groß ist, gibt es auch gleich 7 Schiedsrichter, die aber nicht Referee oder ähnlich, sondern Umpire heißen. Aussies halt. Übrigens müssen die Umpires ab und zu auch den Ball wieder ins Spielfeld werfen (von außen), und das sieht so seltsam aus, weil sie mit dem Rücken zum Spielfeld stehen, die Pille mit einer Hand halten, in die Knie gegen und dann mit großem Schwung das Ei rückwärts auf das Spielfeld werfen - ich würde mir die Murmel wahrscheinlich gegen die Nase hämmern...

An dem Abend spielten die Brisbane Lions (die mit mir einen neuen Fan gewonnen haben) gegen den Tabellenzweiten. Nach 5 Minuten lagen die Lions 1:14 hinten - was sich allerdings schlimmer anhört, als es ist. Man kann nämlich entweder 1 Punkt erzielen ("behind" - der Ball fliegt oder rollt durch die äußeren Tore) oder 6 auf einen Streich, wenn der Ball durch das mittlere Tor fliegt ("Goal"). Trotzdem - 1:14 ist schon nicht richtig ein guter Start. Viel besser wurde es auch nicht. Eigentlich mehr durch Glück ist der Vorsprung nicht viel größer geworden; aber richtig viel Hoffnung hatte ich nicht. Aber dann. Dann ging zu Beginn des letzten Viertels (vier Viertel mit je 20 Minuten Nettozeit) anscheinend ein Ruck durch die Mannschaft. Und am Ende hatten, was zuvor keiner zu hoffen gewagt hatte, die Lions doch tatsächlich gesiegt.

Wie gesagt, es ist ein Heidenspektakel - wobei man es am Fernsehschirm deutlich besser verfolgen kann. Insbesondere durch die Größe des Spielfelds ist es teilweise schwierig, zu erkennen, was auf der anderen Seite des Platzes vor sich geht. Immerhin gibt es dann für Leute wie mich eine Videowand, auf der man das Spiel live verfolgen kann. (Und OK, auf dem Video ist nicht wirklich viel zu erkennen - aber ich glaube, die Stimmung kommt schon ein wenig rüber, oder?)

Den nächsten Tag haben wir gemütlich verbracht. Nachdem wir erst einen Stadtbummel durch die Innenstadt von Brisbane unternehmen hatten, haben wir uns dann erst bei einem "Flat White" (eine Art von Milchkaffee) und anschließend in einem sehr netten Park bei wunderbarem Wetter die Zeit vertrieben.

Sonntag, 6. Juni 2010

Auf dem Weg zum Bäcker

Ich MUSS einfach schnell meine Begeisterung loswerden. War gerade eben um die Ecke, um für heute Nachmittag einen dicken "Mud Cake" zu kaufen. Der Himmel ist herrlich blau, ein paar kleine weiße Wölkchen lassen sich treiben, und vor allem habe ich einen wunderschönen Weißbauchseeadler über mir kreisen sehen. Ich hoffe nicht, dass ich a) weder wie ein Fisch aussehe noch b) so rieche und er c) mich daher nicht als Ziel auserkoren hat. Wie auch immer - ich bin nochmal davon gekommen... Ein toller Anblick, wie dieser schöne Vogel 10 Meter über mir schwebte und sich treiben lässt. Auf jedem Rückweg von der Bäckerei habe ich am Uferrand des Tooway Lakes noch ein Graureiher-Paar gesehen, das dort nach Futter suchte. Die Natur und die Eindrücke geben einem jeden Tag einen neuen Kick - einfach fantastisch!

Wo sind die Wale?

Vergangenes Wocheende, das durch einen Feiertag eingeleitet wurde, war vollgepackt mit Aktivitäten. Ausgangspunkt war die Einladung von P*t*r und Ann*, zu einem Aussie Football Match in Brisbane zu gehen. Und da passte es gut, dass am Freitag - aus einer lang vergangenen Zeit herrührend, als Farming noch DIE Tätigkeit zum Broterwerb war - "Caloundra Showday" war, was in der Region gleichzeitig Feiertag ist. Also schnell die Sachen packen und los mit unserem Toyota Richtung North Stradbroke Island (oder, wie die Australier sagen, "Straddie"), einer vor Brisane gelegenen Insel.

Dort herrscht ein reger Fährbetrieb, denn viele Einwohner von Brisbane nutzen die Insel für einen oder mehrere Tage Erholung. Ausländische Touristen gibt es natürlich auch, aber die Insel ist nicht gerade überflutet mit Touris. Es sind vielmehr auch Studenten aus Brisbane oder der Gold Coast, die hier zum Zelten und Angeln herkommen.

Wir haben das Auto auf dem Festland stehen gelassen und nach der Ankunft auf Straddie den Bus genommen, um zum entferntesten Ort, Point Lookout zu gelangen. Dort hatten wir uns ein Zimmer in einem - Reminiszenz an lange vergangene Tage - Youth Hostel genommen. Man merkte schon deutlich, dass die Saison vorbei war, denn richtig viel war dort nicht los. Das Wetter ließ uns zwar nicht vollständig im Stich, aber es war für unsere bisherigen Verhältnisse recht ungemütlich: Kühl, sehr windig, und immer wieder Nieselregen.

Trotzdem haben wir entlang der Küste einen tollen Spaziergang gemacht. Vorbei ging es unter anderem an "Deadman's Beach" - ein Strand, der nach einem Toten benannt wurde, der rund 50 Jahre nach dem Untergang eines Frachtschiffes samt einem kleinen Boot im Sand entdeckt wurde; angeblich handelte es sich um den Smutje des gesunkenen Frachtschiffes. Und wenn die Strände - weite und breite Sandstrände mit herrlichen weichem Sand bis hin zu zerklüfteten Felslandschaften - schon bei diesem Schmuddelwetter so schön sind - wie toll sind sie dann erst bei Sonnenschein?

Auf dem Rückweg in unsere Jugendherberge wollten auf halbem Weg nach einem Restaurant suchen, um unseren Hunger zu stillen (das Mittagessen hatten wir ausfallen lassen), mussten dann aber feststellen, dass sich die Insel nicht gerade durch eine große Anzahl an Einkehrmöglichkeiten auszeichnet und aufgrund der Nebensaison viele Läden geschlossen waren. (Nun, die Insel ist halt auch nicht unbedingt riesig - bei 2.200 Permanents braucht man keine Infrastruktur wie eine Großstadt. Auf dem Bild seht Ihr die Krankenstation von Point Lookout.)

Immerhin - auf eines ist hier immer Verlass: Die vielen Surf-, Cricket- oder Bowling-Clubs haben zumeist auch ein Restaurant, das zum einen sieben Tage offen hat und zum anderen richtig leckeres Essen zu erschwinglichen Preisen anbietet. Abends dann noch eine Runde Kniffel und ein bisschen Tischtennis im Youth Hostel und dann ab ins Bett. Denn am nächsten Morgen wollten wir - eigentlich - früh aufstehen, um, und das ist die eigentliche Attraktion, Wale, Schweinswale und/oder Delfine zu sichten. Dummerweise fing es abends nicht nur an zu regnen, sondern es schüttete aus Eimern - und dieser Regen wurde stündlich heftiger. Also schnell den Wecker ausgestellt und ein wenig länger geschlafen...

Immerhin ließ der Regen dann gegen 8 Uhr ein wenig nach, und so machten wir uns zunächst auf, um ein opulentes Frühstück zu uns zu nehmen, unter anderem laut Karte "the full monty" - yes!!! Anschließend ging es zur Spitze der Insel, wo dann tatsächlich, gerade als wir dort ankamen, für eine Stunde die Sonne herausschaute. Diese Spitze ist durch eine Steilküste geprägt, und an einer Stelle hat sich das Meer rund 100 Meter ins Land hineingefressen - "the large gorge". Die an diesem Tag recht großen Wellen krachten gegen die Felswände und fluteten die Gorge, in der, nach Angaben eines Youth Hostel Mitarbeiters, bei gutem Wetter und ruhiger See durchaus einige Schildkröten schwimmen.

Um die Gorge kann man auf einem Bolenweg herumlaufen, und als wir an die gegenüberliegende äußerste Stelle kamen, schienen unsere Bitte erhört worden zu sein und wir sahen zunächst zwei, später mehr Delfine durchs Wasser schwimmen. Ab und zu tauchten sie auf, anmutig und ruhig, um dann wieder abzutauchen. Richtig einfach war es nicht, sie zu verfolgen, aber - bis auf J*tt*, die die Delfine am Anfang nicht gesehen hatte und immer verzweifelter wurde - irgendwann hatten wir sie wieder. Direkt unter mir sprang einmal sogar ein Delfin richtig hoch aus dem Meer - ein tolles Schauspiel! (Fotos gibt es davon nicht, denn zum einen reichte dazu der Zoom der Kamera nicht, und zum anderen muss man dieses Schauspiel einfach voll und ganz, und das heißt auch ohne Kamera, genießen.) Wale haben wir dann leider nicht mehr gesehen, aber auch so war es ein wunderschönes Erlebnis.

Mittags ging es dann mit dem örtlichen Bus wieder zurück zur Fähre, zurück auf Festland und dann Richtung Brisbane. Mehr darüber im nächsten Posting.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Nein, keine Redback!

Jeder, wir natürlich eingeschlossen, fürchtet die wilden australischen Lebewesen, die einem das Leben so schnell beenden können. Australier selber lachen über die Hai-, Quallen- und Spinnenphobie (die meisten zumindest) und versichern, dass sie derartige Horrortiere bisher noch nie - oder nur im Zoo - zu Gesicht bekommen hätten. Immerhin hatten wir gestern bei uns ein leuchtend grünes Wesen im Schlafzimmer, was angeblich "painful bites" hinterlassen kann - eine grüne Springspinne (oder mopsus mormon). Immerhin ließ sich sie leicht entfernen und ins Freie (= auf den Balkon) bringen, wo sie aber anscheinend nicht bleiben wollte - oder warum sonst machte sie einen Sprung in Richtung P*tr*?